Resilienz: Den eigenen Persönlichkeitsstil kennen
Modell der Persönlichkeitsstile nach Paul Ware & Taibi Kahler
Ausgangspunkt des Modells, das der Psychiater und Psychotherapeut Paul Ware bei deiner Arbeit mit Jugendlichen entwickelt hat, ist die Annahme, dass ein Individuum verschiedene Möglichkeiten hat, sich an seine Ursprungsfamilie anzupassen, um zu überleben und um Erwartungen zu erfüllen.
Der Psychologe Taibi Kahler beschreibt in seinem Prozessmodell ebenfalls typische Verhaltensmuster, die eine Persönlichkeit auszeichnen.
In Anlehnung an psychiatrische Begrifflichkeiten benennt Paul Ware folgende Persönlichkeitsstile: histrionisch, zwanghaft, paranoid, schizoid, passiv aggressiv und antisozial. Kahler nannte seine Typen: Logiker, Empathiker, Beharrer, Rebell, Träumer und Macher.
Wir sind viele
Wie alle Modelle stell das Modell des Persönlichkeitstils eine Abstraktion der Realität dar, um die Vielfalt des beobachtbaren Verhaltens besser beschreiben zu können. Ein Mensch wird immer mehrere Stile zeigen, manche sind dabei dominanter als andere. Für die eigene Resilienz ist das Modell dahingehend sinnvoll, dass man hier eine Beschreibung eines für einen Stil typischen Verhaltens an sich selbst beobachten kann, um so typische und dysfunktionale Muster zu erkennen.
Persönlichkeitsstil vs. Persönlichkeitsstörung
Wir alle zeigen bestimmte Verhaltensmuster, die man mit den oben genannten Kategorien abbilden kann. Um ein Verhalten als Störung zu klassifizieren, muss es unseren Alltag oder den unserer Bindungspersonen derart bestimmen, dass wir oder der Partner davon gravierende Beeinträchtigung des Alltags hat. Anders ausgedrückt: skaliert man einen Stil von 0 – 10, wobei 10 bedeutet, dass der Stil und die damit einhergehenden Kosten besonders ausgeprägt sind, so ist der mittlere Bereich von 3 – 7 ein „normaler“ Persönlichkeitsstil und eben noch keine Störung.
Beispiel Histrioniker
Dem Histrioniker geht es Wichtigkeit. In der Kindheit musste er Abwertung und / oder Vernachlässigung von seinen Bezugspersonen erleben. Der Modell-Histrioniker wird also ein Verhalten zeigen, mit dem er Aufmerksamkeit und Bedeutung erregt. Er kann sich verführerisch oder rebellisch, laut oder auffallend benehmen. Getriggert wird dieses Verhalten vom Verhalten anderer, das vom Histrioniker dahingehend interpretiert wird, hier nicht wichtig genommen zu werden.
Das Muster durchbrechen
Kenne ich meinen Persönlichkeitsstil, kann ich versuchen, bei bekannten Triggern mir ein anderes, funktionaleres Verhalten anzutrainieren. Dies wirkt sich positiv auf meine Beziehungen aus, denn die anderen merken sehr wohl, wenn der Histrioniker „spielt“, um seine alten Bedürfnisse zu befriedigen, selbst wenn „das Spiel“ nicht immer konkret benannt werden kann. Gute Beziehungen aber sind wichtige Faktoren für die Resilienz. Mit einem authentischen Beziehungsnetzwerk lassen sich Krisen besser meistern, als wenn man alles alleine regeln muss.