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Rituale als Ressource

Frau steht in einer Yoga-Position, was ihre Routine jeden Morgen istRoutinen erleichtern das Leben!

Unter der Woche läuft bei mir jeder Morgen mehr oder weniger nach den gleichen Routinen ab: Kaffee machen, mich mit meinen nächtlichen Träumen beschäftigen, Gymnastik, duschen und dann auf zur Arbeit. Niemand zwingt mich dazu, jeden Tag in ähnlicher Manier zu beginnen – doch die Wiederholung des Immergleichen hat etwas Beruhigendes, gibt irgendwie Halt und nimmt mir die Last, mich jeden Tag neu entscheiden zu müssen.

Routinen sparen Energie

Wieso wir Menschen Routinen lieben, erklärt die Forschung oft damit, dass unser Gehirn dadurch Energie spart. Eine Ursache dafür ist, dass der Ablauf von Routinen nicht durch unser Bewusstsein, genauer gesagt durch den präfrontalen Kortex, gesteuert werden, sondern Programme aus anderen Gehirnregionen, den Basalganglien, abgerufen werden. Dies spart außerdem Zeit im Vergleich zu der mühevollen Handlungssteuerung durch das Bewusstsein.

Lernen & Integration

Routinen entstehen durch Lernprozesse und stellen eine Automatisierung von Handlungen dar, die zu Anfang bewusst erlebt wurden. Laufen, Fahrrad- oder Autofahren oder sogar das Zähneputzen mussten wir uns anfangs mühevoll antrainieren, bevor sie im Lauf der Zeit internalisiert wurden.

Doch Routinen sind mehr als nur effiziente Handlungsabfolgen – das merken wir, wenn unser Alltag sich plötzlich ändert. Die Diagnose einer schweren Krankheit, ein Unfall, der Verlust des Arbeitsplatzes oder der Eintritt der Rente – all das kann dazu führen, dass unsere Routinen sich ändern müssen oder nicht mehr sinnvoll erscheinen. Denn diese Routinen sind auch Teil unseres Kohärenzgefühls! Wir sind eingebunden in eine Welt, in der jeden Morgen die Sonne auf- und untergeht, in der – hoffentlich – jeden Monat Geld auf unserem Konto landet, in der jedes Jahr Weihnachten ist und wir alle zehn Jahre uns mit unseren ehemaligen Klassenkameraden treffen. Wir erleben Eingebundensein, Sinnhaftigkeit und Nachvollziehbarkeit in einer Welt, die sich ständig wiederholt.

Rituale als bewusste Routinen!

Sind unsere Routinen hinfällig geworden, können wir sie durch Rituale ersetzen, um weiterhin ein Gefühl von Kohärenz zu haben. Die Bedeutung von Ritualen sehen wir z.B. im Umgang mit Kindern. Gutenachtgeschichten, Abschieds- und Begrüßungsrituale oder auch ein Spruch oder, wer es mag, ein Gebet zum Mittagessen geben den Kindern Struktur und Halt in einer komplexen Welt.

Rituale helfen uns also in Zeiten, in denen gewohnte Strukturen zusammengebrochen sind, uns weiterhin im Einklang mit der Welt zu fühlen.

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