Theorie of Mind = Gedankenlesen?
Oder einfach nur Verständnis für andere haben!
Bei einem Team-Coaching, bei dem ich vor einiger Zeit teilgenommen hatte, wurden in einer Übung die Werte der einzelnen Team-Mitglieder erarbeitet und somit öffentlich. Dadurch wurden mir innere Überzeugungen und Vorstellungen meiner Kollegen offenbart, die ich mir sonst, mehr oder weniger mühsam, hätte selbst erarbeiten müssen. So aber war es mir viel besser möglich, gewisse Handlungen der anderen Teammitglieder zu erklären. Meine „Theorie of Mind“ bzgl. der Kollegen war präziser geworden.
Das ist nicht selbstverständlich.
Vor einigen Tagen war ich mit einem alten Freund, den ich nur selten sehe, Billard spielen. Ich hatte mir vorgestellt, dass wir „eine ruhige Kugel schieben“ würden – eine Mischung aus Spiel, sich über aktuelle Neuigkeiten unterhalten und die gemeinsame Vergangenheit beschwören. Aber offensichtlich hatte ich meinen Freund falsch eingeschätzt. Der Billardsalon wurde zum Austragungsort eines unerwarteten Wettkampfes.
Was war schiefgelaufen?
Ich hatte „die Rechnung ohne den Wirt gemacht“ – und angenommen, meine Vorstellung sei identisch mit der meines Freundes. Meine „Theorie of Mind“ – dass die Gedankenwelt meines Freundes, sein System von Werten und Vorstellungen, identisch sei mit meiner – war einfach falsch.
Theorie of Mind – was ist das?
ToM ist die Fähigkeit, mentale Zustände – Wissen, Glauben, Wollen, Fühlen – bei sich selbst und anderen zu erkennen. ToM ist eine spezifisch menschliche Eigenschaft, die sich bei Kindern etwa ab dem dritten Lebensjahr entwickelt. Eine Grundvoraussetzung der Theory of Mind ist die Anerkennung der Existenz eines mentalen Bereichs und die Unterscheidung und Abgrenzung dieses Bereichs von der physikalischen Realität.
Das Wissen um die Vorstellungen und Sehnsüchte anderer und die Fähigkeit, das eigene Tun darauf abzustimmen, bestimmen die unterschiedlichsten Lebensbereiche. Von der alltäglichen sprachlichen Kommunikation über die Entscheidungsfindung bis zum Verhalten in „Systemen“ ist es von Vorteil eine realistische ToM zu haben.
Empathie
Eng damit verbunden aber auch deutlich davon unterschieden, ist die Fähigkeit zu Empathie. Empathie bezieht sich auf die Fähigkeit, die Gefühle und Emotionen anderer Menschen zu verstehen und nachzuempfinden. Sie besteht aus zwei Hauptkomponenten:
1. Kognitive Empathie: Die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen und deren Perspektive zu verstehen.
2. Affektive Empathie: Die Fähigkeit, auf die Gefühle anderer mit einer angemessenen Emotion zu reagieren.
Der Hauptunterschied besteht darin, dass sich Empathie stärker auf das emotionale Nachempfinden konzentriert, während ToM mehr auf das kognitive Verstehen der mentalen Zustände anderer ausgerichtet ist. Beide Fähigkeiten sind jedoch eng miteinander verbunden und bilden gemeinsam die Grundlage für erfolgreiche soziale Interaktionen und zwischenmenschliche Beziehungen.