Schuld

Paar diskutiert die Frage der SchuldBeschuldigungen zurückweisen

Mir wurde vor einer Weile von einem Freund, mit dem ich eine gemeinsame Reise geplant hatte, vorgeworfen, dass ich mich nicht eindeutig zum gemeinsamen Urlaub geäußert habe und der Urlaub deswegen nicht stattfinden kann. Der Freund hatte insoweit recht, dass ich mir erst einige Informationen bzgl. des Reiseziels einholen wollte, bevor ich mich final entscheide. Das hatte ich bis dato noch nicht getan. Trotzdem war ich von der Absage und der Begründung überrascht. Bis heute konnte ich die dahinterliegende Problematik leider noch nicht wirklich klären – vielleicht kommt das ja noch. Hatte ich Schuld? Oder ist die Schuldfrage hier per se ein falscher Ansatz?

 

Schuld als Strategie

Ein Modell, was ich in solchen Situationen gerne nutze, ist das Drama-Dreieck. Dieser aus der Transaktionsanalyse kommende Ansatz beschreibt typische Beziehungsmuster, in der die Partner nicht auf Augenhöhe sind. Es wird zwischen den Rollen des Verfolgers, des Retters und des Opfers hin- und her gewechselt. Das sich dadurch ergebende typische Verhalten wird auch als Spiel bezeichnet – es geht den Spielern gar nicht darum, das Problem zu lösen, sondern echte Verantwortung und Anerkennung des anderen zu vermeiden. Jemandem die Schuld geben, dient dann der eigenen Entlastung.

Eines meiner „Lieblingsspiele“ ist: Hab ich dich, du Schweinehund! Dieses Spiel lässt sich gut spielen, wenn es keine eindeutigen Vorgaben gibt – der Verfolger kann dann immer so tun, als ob es diese Vorgaben doch geben würde, diese aber z.B. so selbstverständlich sind, dass darüber nicht gesprochen werden musste. Gerne werden dann Beschwerden mit „das ist doch selbstverständlich“, „das haben wir schon immer so gemacht“, „ihr Kollege XY macht das aber“ etc. vorgebracht – ich gehe jetzt mal davon aus, dass der Angesprochene initial selbst nicht spielt, indem er z.B. in die Opferrolle gegangen ist, z.B. mit dem Spiel „Holzbein“ (Schau nur, was ich für eine Beeinträchtigung habe, sodass ich gar keine Verantwortung für mein Tun übernehmen kann).

 

Auf Spiele reagieren

Eigentlich kann man auf alle Spiele ähnlich reagieren:

  • Mitspielen – ich lasse mich in die Rolle des Schuldigen drängen, weil ich einsehe, dass auch ich in der Verantwortung bin. Ist auch eine Frage der Kosten, die man für diese Rollenzuweisung zahlen muss. Evtl. kann ich souverän ein Stück Verantwortung übernehmen – der andere ist glücklich, mich hat es nicht zu viel gekostet und ein Konflikt wird vermieden. Man selbst übernimmt keine Schuld, sondern Verantwortung.
  • Komplementär spielen – ich spiele zurück und übernehme keine Verantwortung. Du willst, dass ich für den miesen Ausgang des Projekts XY schuld bin – aber ich hatte gar keine Möglichkeit (Opferrolle) und es ist allein deine Schuld (Verfolgerrolle).
  • Thema wechseln – ach komm, lass uns lieber über das schöne Wetter reden. Verschiebt das Problem, eventuell auf einen günstigeren Zeitpunkt.
  • Dem anderen die Verantwortung zuweisen, die er im Prozess hat – und selbst zur eigenen Verantwortung stehen. Das wäre der Königsweg, erfordert aber von meinem Gegenüber den Willen, aus dem Drama-Dreieck auszusteigen.

Beschuldigungen – wenn sie nicht gerechtfertigt sind – dienen also oft dazu, um den „Verfolger“ in seiner Position zu stärken. Man sollte sich davon nicht beeinflussen und auch nicht einschüchtern lassen.

 

Schuld vs. Verantwortung

Um auf Augenhöhe zu kommen kann man ein anderes Modell der Transaktionsanalyse zugrunde legen: Ich bin ok – du bist ok. D.h. auch: wir haben alle die gleichen Rechte und haben beide Verantwortung. Wenn man es schafft, dass alle Beteiligten sich in diesem Prozess als ok ansehen, ist schon viel gewonnen!

#resilienz #schuld #mutzurveränderung

Arbeitslosigkeit und Schamgefühl

Scham zeigt sich bei einem arbeitslosen Mann, der von drei anderen Männern beobachtet wirdScham zeigt uns, dass wir eine Norm nicht erfüllen

Vor einigen Tagen habe ich mich mit einem Freund getroffen, der aufgrund einer Erkrankung seinen Job aufgeben musste. Bei dem Treffen schien er mir sehr bemüht, ein gewisses Bild von Normalität zu vermitteln. Die Scham stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er hatte inzwischen einen weniger qualifizierten Job angetreten, aber das war auf jeden Fall besser, als nichts – also arbeitslos zu sein.

Gefühle bei unfreiwilliger Arbeitslosigkeit

Natürlich ist der Verlust des regelmäßigen Arbeitseinkommens erstmal ein finanzielles Fiasko. Gefühle von Angst oder gar Panik bezüglich der finanziellen Absicherung der Zukunft sind hier gut nachvollziehbar. Im sozialen Kontext scheinen mir diese Gefühle aber nicht die vordringlichsten zu sein. Hier scheint Scham bedeutsamer zu sein.

Aus eigener Erfahrung kenne ich, dass die „Beichte“, arbeitslos zu sein, mit Scham besetzt ist. Plötzlich gehört man nicht mehr dazu, ist nicht mehr normal, ist mit einem Mangel behaftet. Anders sieht es vielleicht aus, wenn man selbst gekündigt hat. Aber auch da kenne ich, dass einem von außen die schnellstmögliche Wiederherstellung der Normalität angetragen wird.

Aus der Evolutionswissenschaft kommt der Ansatz, dass Scham dazu dient, den sozialen Zusammenhalt zu fördern. Scham zielt also darauf, dass soziale Normen und Werte, die den Zusammenhalt der Gesellschaft fördern, eingehalten werden. In unserer Leistungsgesellschaft ist der Arbeitslose daher auch immer eine Mahnung, die an die Fragilität dieses Prinzips erinnert. Dass es im Leben um mehr geht als Leistung & Arbeit, darauf weist auch Heinrich Böll in der „Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral“ hin – immer wieder nett & lehrreich zu lesen!

Was tun gegen das Gefühl von Scham?

  • Ressourcen aktivieren, die das Gegenteil bewirken. Also Stolz, Zuversicht, Mut, Hoffnung, Selbstgewissheit. Dabei ist es dienlich, sich wirklich auf eigene Eigenschaften & Fähigkeiten zu berufen. Plötzlich fanatischer Fußballfan oder begeisterter Nationalist zu werden, wäre hier weniger hilfreich.
  • Aus der Pesso-Boyden-Therapie kenne ich den Ansatz, sich einen unterstützenden Anteil zu imaginieren. Wenn ich davon ausgehe, dass die Scham in einer mangelnden Unterstützung in der Kindheit fußt, kann ich mir vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn ich als Kind jemanden an meiner Seite gehabt hätte, der mich unabhängig von meiner Leistung wertgeschätzt hätte. Ein/e idealer Vater/ideale Mutter, ein idealer großer Bruder/ideale große Schwester oder eine eine ähnliche Person.
  • Bewusstsein, dass Scham nicht auf persönliche Defizite zielt, sondern dem sozialen Zusammenhalt dient.
  • Reden! Beim Austausch mit anderen werden wir wahrscheinlich erleben, dass wir gar nicht das Alien sind, für das wir uns selbst halten, sondern dass andere in ähnlichen Situationen die gleichen Gefühle entwickelt haben.

Also: sich nicht schämen, dass man sich schämt! Im Grunde dient es unserem Bindungssystem, da wir ja Teil einer Gruppe sein wollen!

 

#resilienz #scham #mutzurveränderung

Rituale als Ressource

Frau steht in einer Yoga-Position, was ihre Routine jeden Morgen istRoutinen erleichtern das Leben!

Unter der Woche läuft bei mir jeder Morgen mehr oder weniger nach den gleichen Routinen ab: Kaffee machen, mich mit meinen nächtlichen Träumen beschäftigen, Gymnastik, duschen und dann auf zur Arbeit. Niemand zwingt mich dazu, jeden Tag in ähnlicher Manier zu beginnen – doch die Wiederholung des Immergleichen hat etwas Beruhigendes, gibt irgendwie Halt und nimmt mir die Last, mich jeden Tag neu entscheiden zu müssen.

Routinen sparen Energie

Wieso wir Menschen Routinen lieben, erklärt die Forschung oft damit, dass unser Gehirn dadurch Energie spart. Eine Ursache dafür ist, dass der Ablauf von Routinen nicht durch unser Bewusstsein, genauer gesagt durch den präfrontalen Kortex, gesteuert werden, sondern Programme aus anderen Gehirnregionen, den Basalganglien, abgerufen werden. Dies spart außerdem Zeit im Vergleich zu der mühevollen Handlungssteuerung durch das Bewusstsein.

Lernen & Integration

Routinen entstehen durch Lernprozesse und stellen eine Automatisierung von Handlungen dar, die zu Anfang bewusst erlebt wurden. Laufen, Fahrrad- oder Autofahren oder sogar das Zähneputzen mussten wir uns anfangs mühevoll antrainieren, bevor sie im Lauf der Zeit internalisiert wurden.

Doch Routinen sind mehr als nur effiziente Handlungsabfolgen – das merken wir, wenn unser Alltag sich plötzlich ändert. Die Diagnose einer schweren Krankheit, ein Unfall, der Verlust des Arbeitsplatzes oder der Eintritt der Rente – all das kann dazu führen, dass unsere Routinen sich ändern müssen oder nicht mehr sinnvoll erscheinen. Denn diese Routinen sind auch Teil unseres Kohärenzgefühls! Wir sind eingebunden in eine Welt, in der jeden Morgen die Sonne auf- und untergeht, in der – hoffentlich – jeden Monat Geld auf unserem Konto landet, in der jedes Jahr Weihnachten ist und wir alle zehn Jahre uns mit unseren ehemaligen Klassenkameraden treffen. Wir erleben Eingebundensein, Sinnhaftigkeit und Nachvollziehbarkeit in einer Welt, die sich ständig wiederholt.

Rituale als bewusste Routinen!

Sind unsere Routinen hinfällig geworden, können wir sie durch Rituale ersetzen, um weiterhin ein Gefühl von Kohärenz zu haben. Die Bedeutung von Ritualen sehen wir z.B. im Umgang mit Kindern. Gutenachtgeschichten, Abschieds- und Begrüßungsrituale oder auch ein Spruch oder, wer es mag, ein Gebet zum Mittagessen geben den Kindern Struktur und Halt in einer komplexen Welt.

Rituale helfen uns also in Zeiten, in denen gewohnte Strukturen zusammengebrochen sind, uns weiterhin im Einklang mit der Welt zu fühlen.

Planung des Unplanbaren

Mann steht vor einem Hafen mit Schiffen und einem Hubschrauber und freut sich über die Flexibilität bei der Planung.Planung in unsicheren Zeiten

Aus der Corona-Krise kennen viele von uns noch das Thema Kurzarbeit – eine sinnvolle Sache, wenn es mal nicht so läuft, wie es laufen sollte. Aus der Geschichte wurde hier eine Planung für Krisenzeiten hergeleitet.

Das Thema Kurzarbeitergeld ist in Deutschland schon lange Bestandteil der Gesetzgebung und hat seinen Ursprung im Jahr 1910 im Rahmen des so genannten Kaligesetzes. Damals gab es Produktionsquoten, die zwischenzeitlich zur Stilllegung von Werken im Kalibergbau führten. Zur Überbrückung der Stilllegungszeiten wurde den Arbeitnehmern Kurzarbeitergeld aus staatlichen Mitteln gezahlt.

Klimakrise, Ukraine-Krieg und Corona erinnern mich daran, dass das Leben nicht 100-prozentig planbar ist. Planung dient normalerweise der Zielerreichung. Das heißt, es werden Maßnahmen eingeleitet, um schrittweise einen erwünschten Sollzustand zu erreichen. Was aber, wenn etwas nicht funktioniert, störende Faktoren dazukommen oder sogar die Prämissen falsch waren? Was passiert, wenn die Börse zusammenbricht und meine ETFs nichts mehr wert sind? Wie reagiere ich, wenn ich gekündigt werde oder meine Wohnstätte in Flammen aufgeht? Wie geht man mit dem Unvorhergesehenen und Unwahrscheinlichen um?

Planung mit Ressourcen-Puffer

Das Kurzarbeitsgeld ist ein schönes Beispiel dafür, wie Vater Staat das Unwägbare in der Arbeitswelt abpuffert. Es ist ein Beispiel für Ressourcen, die uns helfen, Ressourcen-Verluste auszugleichen. Ressourcen kann man in vielen Bereichen bilden z.B. durch finanzielle Rücklagen, Versicherungen oder auch Bindungsressourcen, also Netzwerke, auf die wir im Fall einer Krise zurückgreifen können.

Auch der gute alte Resilienzfaktor Akzeptanz ist im Fall, dass das Unvorhergesehene eintritt, hilfreich. Oder, um dies mit einem Zitat aus „Per Anhalter durch die Galaxis“ zusammenzufassen: Keine Panik!

Was passiert, wenn die Planung zusammenbricht? Unser Zeitplan funktioniert nicht mehr – statt wie gewohnt Zeitkontingente bestimmten, geplanten Aufgaben zu widmen, müssen wir Zeitflächen neu füllen. Man könnte also Zeitkontingente anders verteilen – dazu müssen aber vorab Aufgaben definiert worden sein, die in diesem Fall aktiviert werden. D.h. man benötigt Flexibilität. Auch Flexibilität im Mindset, sodass der Wechsel zu anderen Aufgabenfeldern möglich ist.

Alternativ-Pläne

Eine gute Planung z.B. in Unternehmen plant das Unplanbare mit ein. Das geht über agiles Projektmanagement hinaus, bei dem es letztendlich auch um Zielerreichung geht. Anders ausgedrückt – es ist immer gut, einen Plan B zu haben. Oder sogar Plan C und Plan D. Der Ausstieg aus der Energieerzeugung durch fossile Brennstoffe ist dafür ein schönes Beispiel – Wind, Wasser, Sonne dienen alle zusammen als neue Energielieferanten. In einem meiner alten Unternehmen gab es den Bereich Diversifikation, um den Wandel in der Medienwelt aufzufangen.

Wie sieht euer Plan B aus? Oder vertraut ihr darauf, dass das Rad sich weiterdreht, so wie immer?

#resilienz #mutzurveränderung #kurzarbeit #planbarkeit

Stimmungsschwankungen

Lächelnder Mann im Gewitter repräsentiert StimmungsschwankungenMit Stimmungsschwankungen umgehen


Vor einigen Tagen hatte ich ein emotionales Hoch. Ich war fröhlich, gut gelaunt optimistisch. Probleme in der Arbeit und privat erschienen kaum relevant, das verregnete Wetter störte mich genauswenig und ich hätte den ganzen Tag pfeifend und singend herumlaufen können. Warum ich in guter Stimmung war, war mir egal – es gab keinen bestimmten Anlass. Aber wer fragt schon nach den Ursachen für Fröhlichkeit? Das Leben einfach genießen reicht doch.
Nur wenige Tage später war ich schon beim Aufwachen schlecht gelaunt. Hatte ich schlecht geträumt und die miese Laune mit in den Tag genommen? Ich konnte keinen äußeren Anlass feststellen, dem ich mit dem Wechsel der Stimmung in Verbindung gesetzt hätte. Aus meiner Beschäftigung mit Träumen weiß ich aber auch, dass mir bestimmte Trigger oft gar nicht bewusst sind – erst, wenn ich mich mit meinen nächtlichen Träumen beschäftige, erkenne ich die Auslöser im Wachzustand. Leider hatte ich die Nacht davor nicht geträumt und konnte mir aus dieser Quelle also keinen Hinweis auf die Ursache meiner schlechten Stimmung erschließen. 


Mit Stimmungsschwankungen umgehen

Ich bin ein kognitiver Mensch, d.h. ich neige dazu, Ursachen und Erklärungen zu suchen. Problem erkannt, Problem gebannt. Kurzfristige Gefühle und längerfristige Stimmungen sind das Resultat der Balance verschiedener Neurotransmitter im Gehirn. Antidepressiva wirken auf den Stoffwechsel der körpereigenen Botenstoffe, z.B. Noradrenalin oder Serotonin. Also: Schokolade essen! Die Wissenschaft ist sich meines Wissens nicht einig, woran die positive Wirkung von dunkler Schokolade bei depressiven Stimmungen liegt. Es könnte an einer veränderten Darmflora oder an der Erhöhung des Serotoninspiegels liegen. Da ich aber gleichzeitig auf mein Gewicht achte, ist das Auslöffeln von Nutellagläsern zurzeit nicht meine primäre Strategie


Gute Stimmung inszenieren!

Vor einiger Zeit habe ich das Alba-Emoting kennengelernt. Die Idee dahinter ist, über die Einnahme entsprechender Körperhaltungen die dazugehörigen Gefühle zu aktivieren. Vielleicht kennen Sie die Übung, bei der man einen Stift zwischen die Lippen nimmt, sodass man lächeln muss. Dieses erzwungene Lächeln führt dazu, dass sich die Stimmung positiv verändert. Forscher habe aus dieser Erfahrung die Facial-Feedback-Hypothese entwickelt, die bestätigt, dass es eine Rückkoppelung zwischen Gesichtsausdruck und Gefühlen gibt. Z.B. hat auch die Botox-Injektion zur Verhinderung von Stirnrunzeln eine positive Wirkung auf depressive Verstimmungen. 


Wer den Tag mit einem Lächeln beginnt, hat ihn bereits gewonnen

Diese Worte werden dem Philosophen Marcus Tullius Cicero zugeschrieben. Schon die alten Römer kannten also bereits das Geheimnis, wie man seinen Körper dafür nutzen kann, um schlechte Stimmungen zu vertreiben. Sport hilft auch! Hierbei werden Endorphine freigesetzt, die als natürliche Stimmungsaufheller gelten.
Wenn die Stimmung über Tage oder gar Wochen schlecht bleibt, sollte man sich aber auch fragen, ob man sich eventuell in einer depressiven Phase befindet. Kurzfristige Stimmungsschwankungen sind aber normal und nicht gleich ein Zeichen für ein ernsteres Problem. Also: Lächeln und an schöne Dinge denken!
 
#stimmungsschwankung #resilienz #mutzurveränderung #depression

Perspektivwechsel

Perspektivwechsel indem Mann und Frau ihre unterschiedliche Sichtweise zeigenPerspektivwechsel – die Welt aus einem anderen Blickwinkel sehen
 

Am Wochenende war ich in einer Ausstellung des Künstlers Stefan Seffrin im Bayerischen Nationalmuseum mit dem Titel: Der Psychonaut: Das Staunen über die Welt. Man sah auf den Bildern eine Menschen, der als Außerirdischer verkleidet in verschiedenen Umgebungen positioniert war. Als Zuschauer ging ich automatisch in einen Perspektivwechsel und nahm ich dann die Position dieser Kunstfigur ein und betrachte die Welt, d.h. die in den Fotos dargestellten Motive, als ob ich „die Welt“ zum ersten Mal sehen würde. Ich fand es beeindruckend, dass ich mit diesen einfachen Mitteln mit meinen Wahrnehmungsgewohnheiten konfrontiert wurde.

 

Perspektivwechsel dient dem Verständnis

Ich habe hier im Blog schon einige Wahrnehmungsverzerrungen beschrieben. Aber die Ausstellung erinnerte mich daran, dass selbst meine unverzerrte Wahrnehmung gewisse Defizite aufweist. Die Ausstellung machte mir bewusst, dass ich „die Welt“ in ihrer Vielfalt und Einmaligkeit normalerweise gar nicht mehr wahrnehme – das ist sicherlich Energiesparprozessen meines Gehirns geschuldet und normalerweise auch eine sinnvolle Strategie, um sich im Alltag auf Wichtiges konzentrieren zu können. Aber wäre ein Perspektivwechsel nicht manchmal sinnvoll und verhindert sein Fehlen vielleicht auch, dass ich mich von manchen Wundern im Alltag nicht mehr berühren lasse? Gerade im Zwischenmenschlichen ist es vielleicht manchmal gut, die Perspektive des anderen oder sogar eines Dritten einzunehmen. Umgekehrt freue mich, wenn mir jemand spiegelt, dass er meine Position nachvollziehen kann. Der Perspektivwechsel dient also dem gegenseitigen Verstehen und Verständnis. 

Kognitive und emotionale Prozesse beim Perspektivwechsel

Perspektivenübernahme wird in der Sozialpsychologie der Prozess bezeichnet, eine bestimmte Gegebenheit aus den Augen einer anderen Person zu sehen. Es wird zwischen kognitiver und emotionaler Perspektivenübernahme unterschieden. Die kognitive Perspektivenübernahme hilft, die Gedanken, anderen Person zu verstehen, bezieht sich also auf mentale Prozesse. Dadurch können die Handlungen anderer besser verstanden werden. Bei der emotionale Perspektivenübernahme kann man die Situation auch emotional aus der Perspektive des anderen mitfühlen. Wenn man sagt: Das kann ich gut nachvollziehen, meint man meistens, dass man genauso fühlt wie der andere.

Verständnis ohne Einverständnis

Den anderen zu verstehen, bedeutet nicht, die Position des anderen für sich zu übernehmen. Aber es erleichtert gerade in Konflikten die Akzeptanz einer anderen Meinung ungemein. Eine praktische Übung in der Konfliktberatung, um einen Perspektivwechsel zu üben, ist die sogenannte Stuhlübung. Hierbei setzen sich die Konfliktparteien auf Stühlen gegenüber. Anfangs beschreibt jeder aus seiner normalen Position den Konflikt, dann wird gewechselt. Nun sollen die Parteien die Situation aus der Perspektive des anderen schildern. So zum Perspektivwechsel animiert, ergeben sich oft Einsichten, die aus der gewohnten Position nicht möglich waren. Dies führt zu gegenseitigem Verständnis, Deeskalation und ist oft der erste Schritt zu einer gütlichen Einigung. Sich der Subjektivität seiner Sicht bewusst zu sein, dient also der Resilienz und kann dazu führen, Krisen besser bewältigen zu können.

#perspektivwechsel #mindset #mutzurveränderung #resilienz

Theorie of Mind

Theory of MindTheorie of Mind = Gedankenlesen?

Oder einfach nur Verständnis für andere haben!

Bei einem Team-Coaching, bei dem ich vor einiger Zeit teilgenommen hatte, wurden in einer Übung die Werte der einzelnen Team-Mitglieder erarbeitet und somit öffentlich. Dadurch wurden mir innere Überzeugungen und Vorstellungen meiner Kollegen offenbart, die ich mir sonst, mehr oder weniger mühsam, hätte selbst erarbeiten müssen. So aber war es mir viel besser möglich, gewisse Handlungen der anderen Teammitglieder zu erklären. Meine „Theorie of Mind“ bzgl. der Kollegen war präziser geworden.

Das ist nicht selbstverständlich.

Vor einigen Tagen war ich mit einem alten Freund, den ich nur selten sehe, Billard spielen. Ich hatte mir vorgestellt, dass wir „eine ruhige Kugel schieben“ würden – eine Mischung aus Spiel, sich über aktuelle Neuigkeiten unterhalten und die gemeinsame Vergangenheit beschwören. Aber offensichtlich hatte ich meinen Freund falsch eingeschätzt. Der Billardsalon wurde zum Austragungsort eines unerwarteten Wettkampfes.

Was war schiefgelaufen?

Ich hatte „die Rechnung ohne den Wirt gemacht“ – und angenommen, meine Vorstellung sei identisch mit der meines Freundes. Meine „Theorie of Mind“ – dass die Gedankenwelt meines Freundes, sein System von Werten und Vorstellungen, identisch sei mit meiner – war einfach falsch.

Theorie of Mind – was ist das?

ToM ist die Fähigkeit, mentale Zustände – Wissen, Glauben, Wollen, Fühlen – bei sich selbst und anderen zu erkennen. ToM ist eine spezifisch menschliche Eigenschaft, die sich bei Kindern etwa ab dem dritten Lebensjahr entwickelt. Eine Grundvoraussetzung der Theory of Mind ist die Anerkennung der Existenz eines mentalen Bereichs und die Unterscheidung und Abgrenzung dieses Bereichs von der physikalischen Realität.
Das Wissen um die Vorstellungen und Sehnsüchte anderer und die Fähigkeit, das eigene Tun darauf abzustimmen, bestimmen die unterschiedlichsten Lebensbereiche. Von der alltäglichen sprachlichen Kommunikation über die Entscheidungsfindung bis zum Verhalten in „Systemen“ ist es von Vorteil eine realistische ToM zu haben.

Empathie

Eng damit verbunden aber auch deutlich davon unterschieden, ist die Fähigkeit zu Empathie. Empathie bezieht sich auf die Fähigkeit, die Gefühle und Emotionen anderer Menschen zu verstehen und nachzuempfinden. Sie besteht aus zwei Hauptkomponenten:

1. Kognitive Empathie: Die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen und deren Perspektive zu verstehen.
2. Affektive Empathie: Die Fähigkeit, auf die Gefühle anderer mit einer angemessenen Emotion zu reagieren.

Der Hauptunterschied besteht darin, dass sich Empathie stärker auf das emotionale Nachempfinden konzentriert, während ToM mehr auf das kognitive Verstehen der mentalen Zustände anderer ausgerichtet ist. Beide Fähigkeiten sind jedoch eng miteinander verbunden und bilden gemeinsam die Grundlage für erfolgreiche soziale Interaktionen und zwischenmenschliche Beziehungen.

Gute Grenzen setzen

AbgrenzungVerhalten in einem nicht unterstützenden Arbeitsumfeld

Ideale Kollegen: wir hören einander zu, behandeln uns respektvoll, nehmen uns gegenseitig ernst, unterstützen uns, behandeln sachliche Themen auf der Sachebene und haben ein gemeinsames Problembewusstsein, was den Job und das Team angeht – und können gute Grenzen setzen!

Klingt wie ein Märchen? Oft genügt ein narzisstischer Kollege oder Chef, um eine konstruktive Teamdynamik zu stören. Was tun?

Gute Grenzen bei Narzissten im Team?

Narzisstische Menschen mit ihrer Erfolgs- und Leistungsorientierung können durchaus wichtige Positionen in einem Team einnehmen. Schwierig wird es, wenn das Verhalten zum persönlichen Nachteil anderer Teammitglieder führt. Das heißt umgekehrt nicht, dass man immer mit allen Menschen auf Kuschelkurs gehen sollte, aber wenn man in einen Konflikt mit einem Narzissten gerät, ist die Gefahr einer Eskalation groß. Gute Grenzen setzen zu können, ist hier essentiell.

Oft ist die Empathiefähigkeit eines Narzissten eher gering, auch Wertschätzung anderer gehört nicht unbedingt zu seinen Kernkompetenzen. Versucht man selbst, mit der Strategie der gewaltfreien Kommunikation, die Einsicht, Empathie und Kritikfähigkeit voraussetzt, einen Konflikt zu entschärfen, wird dies wahrscheinlich nicht funktionieren.

Für sich selbst ist es daher zuerst wichtig, sich gut abzugrenzen.

Narzissten können sehr charismatisch sein und somit die Kollegen für sich einnehmen. D.h. man hat es nicht nur mit dem Narzissten selbst, sondern auch mit seinen „Fans“ zu tun. Doch Abgrenzung von einem Narzissten muss nicht bedeuten, es sich auch mit seiner Entourage zu verscherzen – ist aber möglich. Gute Grenzen setzen bedeutet auch, Souveränität und Autonomie zu zeigen. Das kann Status und Ansehen in einem Team erhöhen.

Auf Selbstwert & Selbstfürsorge achten

Gute Abgrenzung bedeutet auch, sich seines eigenen Wertes bewusst zu sein und sich emotional nicht in die Spiele des Narzissten einbinden zu lassen. Auch jede emotionale Abhängigkeit von einem Narzissten ist dysfunktional.

Souveränität gefragt!

Die Hohe Kunst des Umganges mit Narzissten besteht darin, ihn oder sie zu bestätigen und gleichzeitig die eigene Souveränität zu bewahren. Verbale Angriffe eines Narzissten können mit Wertschätzung und Respekt beantwortet werden, Manipulationsversuche mit einem Stück Entgegenkommen. Chapeau für jeden, der diese Haltung bewusst und souverän einnehmen kann.

Gute Abgrenzung bedeutet auch, die Notbremse zu ziehen, wenn es zu viel wird. Der Gang zum Chef, die eigene Kündigung oder die Einbindung des Betriebsrates sind mögliche Handlungsschritte. Also doch Eskalation. Man sollte nur nicht auf Verständnis, Selbsterkenntnis oder Empathie des Narzissten hoffen.

#narzissmus #resilienz #abgrenzung #mutzurveränderung

Mikroziele

MikrozieleMotivation in kleinen Schritten

Der größte Killer unserer Motivation sind unrealistische Ziele. Dabei ist oft nicht das Ziel selbst unrealistisch, sondern der Weg dorthin. Daher ist es sinnvoll, ein sogenannten Makroziel in mehrere kleine Mikroziele zu unterteilen.

 

Der Weg ist das Ziel

Bekannt ist dieser Ansatz bei Diäten oder Sportprogrammen. Wer 20 kg abnehmen möchte, braucht Zeit und Geduld und kleine Erfolge, um am Ball zu bleiben. Genauso geht es dem zukünftigen Marathon-Läufer. Auch er wird erst mit kurzen Distanzen anfangen, um sich dann zu steigern.

Ein Schritt nach dem anderen

In der Motivationsforschung versteht man unter Mikrozielen kleine, kurzfristige Aufgaben oder Meilensteine, die täglich oder wöchentlich erreicht werden können. Sie dienen dazu, die Motivation aufrechtzuerhalten und führen letztendlich zu größeren Erfolgen oder Makrozielen.

𝐌𝐞𝐫𝐤𝐦𝐚𝐥𝐞 𝐯𝐨𝐧 𝐌𝐢𝐤𝐫𝐨𝐳𝐢𝐞𝐥𝐞𝐧
– Kurzfristigkeit: Mikroziele sind auf kurze Zeiträume ausgerichtet, meist täglich oder wöchentlich.
– Konkretheit: Sie sind spezifisch und klar definiert.
– Machbarkeit: Mikroziele sind leicht erreichbar und in den Alltag integrierbar.
– Motivationsfördernd: Das Erreichen von Mikrozielen gibt regelmäßige Erfolgserlebnisse.

Die Merkmale erinnern an die Struktur von SMART-Zielen. Wichtig hier ist der Fokus auf Machbarkeit. Die Schwelle, die zu überschreiten ist, muss gefühlt so niedrig sein, dass wir uns zutrauen, diese kleine Herausforderung zu schaffen.

𝐁𝐞𝐢𝐬𝐩𝐢𝐞𝐥𝐞 𝐟ü𝐫 𝐌𝐢𝐤𝐫𝐨𝐳𝐢𝐞𝐥𝐞
Persönliche Entwicklung: Jeden Tag 5 Minuten meditieren
Beruflicher Bereich: Eine bestimmte Anzahl von E-Mails pro Tag erledigen
Sport und Gesundheit: 10000 Schritte am Tag

 

Stress und Frustration vermeiden

Dabei sollte man seinen 𝐒𝐭𝐫𝐞𝐬𝐬𝐩𝐞𝐠𝐞𝐥 𝐛𝐞𝐨𝐛𝐚𝐜𝐡𝐭𝐞𝐧. Bin ich noch relaxt oder fühle ich mich schon angespannt? Im letzteren Fall reduziert man die Anforderung, bis sie uns angenehm aber immer noch herausfordernd erscheint.

Außerdem sollte man lernen, 𝐦𝐢𝐭 𝐅𝐫𝐮𝐬𝐭𝐫𝐚𝐭𝐢𝐨𝐧 𝐮𝐦𝐳𝐮𝐠𝐞𝐡𝐞𝐧. Denn jeder, der schon einmal eine Diät gemacht hat, weiß: Rückschläge sind normal. Und gerade weil sie normal sind, sollte man nicht sofort den 𝐈𝐧𝐧𝐞𝐫𝐞𝐧 𝐒𝐚𝐛𝐨𝐭𝐞𝐮𝐫 zur Hilfe rufen, der einem einflüstert, dass man es sowieso nicht schaffen wird. Zwei Schritte vor, einer zurück, so kommt man langsam aber stetig vorwärts.

Außerdem ist es sinnvoll, sich seine 𝐢𝐧𝐧𝐞𝐫𝐞𝐧 𝐀𝐧𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫 bewusst zu sein. Gibt es da eine Stimme, die behauptet, dass man immer perfekt, pünktlich, intelligent sein muss?

Wenn man bewusst und in kleinen Portionen am Ball bleibt, erreicht man auch die Ziele, die anfangs unerreichbar schienen. 😀

 

#mutzuerveränderung #mikroziel #resilienz #motivation

Vertrauenssache

Vertrauen ins SystemResilientes Bindungssystem schafft Vertrauen

Beim Sonntagsspaziergang fielen mir zwei Kinder auf, die eine Baustelle erkundeten. Die geschätzt Drei- und Vierjährigen kraxelten auf großen Steinen herum, mit der Gefahr auszurutschen und sich zu verletzen. Die Eltern standen daneben und beobachteten. Die Kinder zeigten keine Angst und stellten sich den Herausforderungen des ungewöhnlichen Abenteuerspielplatzes.

Resiliente Grundhaltung

Für mich ein Paradebeispiel für eine 𝐫𝐞𝐬𝐢𝐥𝐢𝐞𝐧𝐭𝐞 𝐆𝐫𝐮𝐧𝐝𝐡𝐚𝐥𝐭𝐮𝐧𝐠 bei risikohaften Verhalten. Das Vertrauen in die „Chefs“, wahrscheinlich die Annahme, im Falle eine „Scheiterns“ weiterhin akzeptiert zu werden, ließen die „Alltagsbewältiger“ mutig handeln.

Resilienz des Systems

In einem „System“ benötigt es nicht nur die Resilienz des Einzelnen, sondern auch die Resilienz des gesamten Systems – des Unternehmens oder der Familie.

Oft werden Punkte wie soziale Unterstützung, Kommunikation, Flexibilität und Problemlösungsfähigkeiten in der Systemtheorie als Einflussfaktoren für die Resilienz eines Systems genannt. Für mich ist 𝐕𝐞𝐫𝐭𝐫𝐚𝐮𝐞𝐧 ein weiterer wichtiger Faktor.

Vertrauen ins System – Vertrauen in sich selbst

Denn Vertrauen ist die 𝐆𝐫𝐮𝐧𝐝𝐥𝐚𝐠𝐞 𝐟ü𝐫 𝐦𝐮𝐭𝐢𝐠𝐞𝐬 𝐇𝐚𝐧𝐝𝐞𝐥𝐧 in einer Krise. In einem Unternehmen möchte ich mir als Angestellter sicher sein, dass ich von meinem Vorgesetzten unterstützt werde, dass eine gewisse Fehlertoleranz herrscht und dass ich Unterstützung bei schwierigen Prozessen erhalte. Natürlich muss man auch Eigenverantwortung übernehmen, Risiken realistisch einschätzen und kompetent in seinem Handeln sein – doch wenn man kein Vertrauen hat, dass das eigene Handeln in einem gewissen Rahmen vom Unternehmen unterstützt wird, wird man weniger mutig und risikoscheuer agieren. Dann beruft man sich lieber auf bewährte Strategien, die aber im Zweifelsfall in einer Krise nicht mehr adäquat sind. Daher ist es wichtig, schon vor dem Auftreten einer Krise, eine Atmosphäre des Vertrauens zu etablieren.

Wie sieht das in Deinem Unternehmen aus? Traust Du dich, abseits der Norm zu denken und zu handeln? Hat dein Vorgesetzter gezeigt, dass er mit Krisen umgehen kann? Hast du das Gefühl, scheitern zu dürfen (auch wenn man das natürlich vermeiden möchte)?

#vertrauen #mindset #resilienz #teamwork #mutzurveränderung #leadership